Geschichte des orientalischen Tanzes

Raqs Sharqi bedeutet wörtlich übersetzt „Tanz des Orients“. Obwohl der orientalische Tanz im gesamten Nahen Osten und in Nordafrika vorkommt, ist umstritten, wo er sich zuerst entwickelt hat. Sicher ist jedenfalls, dass der „Tanz des Orients“ sehr alt ist und sich in letzter Zeit in Ägypten am meisten weiterentwickelt hat.

Linda Mameri - orientalischer Tanz Bauchtanz Hamburg - Fotos Christine NeumannDie polytheistischen Ursprünge des orientalischen Tanzes
Die Ursprünge des orientalischen Tanzes reichen bis weit vor dem Erscheinen der großen monotheistischen Religionen (Judaismus, Christentum, Islam) zurück. In den polytheistischen Kulturen war der Glaube weit verbreitet, dass die das Leben schaffende Frau über magisch-göttliche Kräfte verfüge. Die Frauen praktizierten rituelle Handlungen zu Ehren der verschiedenen Muttergöttinnen, zu denen insbesondere Fruchtbarkeitstänze zählten. Diese Tänze widersprachen den neuen monotheistischen Religionen grundlegend und wurden als rituelle Handlungen der alten Religionen fast ausgelöscht.

Der orientalische Tanz im 19. Jahrhundert
Erst seit dem 19. Jahrhundert gibt es immer mehr schriftliche Berichte westlicher Reisender über den von ihnen so genannten „Bauchtanz“. Tatsächlich waren zu dieser Zeit drei verschiedene Arten von Tänzerinnen auseinander zu halten: die „Hawanem“ (arab.: die Damen), die Ghawazi (Mitglieder eines Zigeunerstamms) und die „Awalim“ (arab.: die Weisen). Die „Hawanem“ waren keine professionellen Tänzerinnen, sondern Damen aus wohlhabenden Familien, die nur an Orten tanzten, die ausschließlich von Frauen besucht wurden – Männer und Fremde waren kategorisch ausgeschlossen! Die professionellen Tänzerinnen teilten sich auf in die Ghawazi, Tänzerinnen aus dem gleichnamigen Zigeunerstamm Oberägyptens, und die „Awalim“, die vom Publikum stärker respektiert wurden. Die Ghawazi traten gewöhnlicherweise in den Straßen oder Innenhöfen der sozial schwachen Schichten auf, während die „Awalim“ in einer künstlerisch umfassenderen Tradition standen, die nicht nur Tanz, sondern auch Gesang, Rezitation von Poesie und Musizieren einschloss. Sie traten bei Feiern und anderen besonderen Anlässen der Oberschicht auf.

Linda Mameri - orientalischer Tanz Bauchtanz Hamburg - Fotos Christine NeumannDie Entwicklung zum Bühnentanz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts eröffnete Badia Masabni, eine Frau syrisch-libanesischer Herkunft, in Kairo den Nachtclub „Casino Badia“. Er richtete sich an ein koloniales und touristisches Publikum und an die ägyptische Oberschicht. Badia Masabni entwickelte mit Hilfe europäischer Choreographen aus den traditionellen Tänzen wie z.B. dem Raqs Baladi (arab.: städtischer oder Volkstanz) und neuen Elementen wie einem elaborierten Bühnenbild, dem zweiteiligen Kostüm mit Pailletten und dem Schleier (beides inspiriert durch den Hollywood-Stil, der sich gleichzeitig entwickelte), den Raqs Sharqi, den orientalischen Tanz. So wurde aus heiligen Ritualen, die relativ schlicht zelebriert wurden, ein Bühnentanz. Die 30er bis 40er Jahre des 20. Jahrhunderts stellten das goldene Zeitalter des orientalischen Tanzes in Ägypten dar. Berühmte Künstlerinnen wie Samia Gamal und Tahia Carioca taten ihre ersten Schritte im „Casino Badia“ und verhalfen dem orientalischen Tanz dank ihrer Auftritte in zahlreichen Musicals und Musikfilmen zu Berühmtheit.

Linda Mameri - orientalischer Tanz Bauchtanz Hamburg - Fotos Christine NeumannDer orientalische Tanz der letzten 30 Jahre
Seit Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts verbreitet sich der orientalische Tanz auch im Westen mit rasanter Geschwindigkeit. Durch die bedeutenden Veränderungen, denen er sich unterzogen hat, ist ein technisch sehr anspruchsvoller Tanz mit vielen Schritten und einer isolierten, verbundenen oder kombinierten Bewegung aller Körperteile entstanden, der viel Gelegenheit bietet, die verschiedensten Emotionen eindrucksvoll auszudrücken.


Eine Antwort to “Geschichte des orientalischen Tanzes”

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